Jeder von uns hat es schon mal getan: Bulimielernen. Aber wie funktioniert diese Art des Lernens eigentlich? Und ist sie wirklich effektiv?

 

1. Was ist Bulimielernen und wie funktioniert es

„Bulimielernen“, „Bulimie-Lernen“ „Lernbulimie“ oder schlicht „bulimisches Lernen“ ist ein Neologismus, der in Anlehnung an die Essstörung „Bulimie“ entstanden ist. Dabei erbrechen Menschen aufgenommene Nahrung wieder - in der Hoffnung, auf diese Weise schlank zu werden bzw. zu bleiben.

Charakteristisch ist demzufolge auch beim Bulimielernen das kurze, sehr intensive Auswendiglernen mit dem Ziel, das Wissen im Anschluss „einfach wieder auszuspucken“.

Diese oberflächliche, aber einfache Strategie wird daher insbesondere von Schülern und Studenten eingesetzt, um unliebsame Prüfungen und Tests zu bestehen.

Da Bulimielernen oft in kurzen Intervallen direkt vor der Prüfungsleistung stattfindet, wird dabei nur das Kurzzeitgedächtnis aktiviert. Damit Informationen bis ins Langzeitgedächtnis vordringen, müssen sie jedoch regelmäßig wiederholt werden. Bulimielernen steht somit im Gegensatz zum kumulativen Lernen, bei dem Wissen nachhaltig angesammelt wird [1].

In vielen Fällen bleibt beim bulimischen Lernen also nach der Prüfung nicht viel vom Gelernten zurück. Treibst du das auf die Spitze, kann bulimisches Lernen als primäre Lernmethode zu einer seltsamen Kombination aus sehr guten Noten und mäßiger Fachkenntnis führen.

2. Argumente für das Bulimielernen

Seien wir mal ehrlich: In Schulzeit und Studium müssen wir ständig Dinge lernen, die man genauso gut auch googeln könnte. Dinge, die für die Praxis komplett irrelevant sind. Oder einfach Dinge, die uns persönlich absolut nicht interessieren.

Für solche Fälle ist bulimisches Lernen durchaus eine effektive Herangehensweise. Darüber hinaus ist bulimisches Lernen eine sehr zeitschonende Lernmethode.

Wenn du immer nur punktuell auf Prüfungen oder Tests lernst, sparst du schließlich wertvolle Freizeit, in der du dich mit Dingen beschäftigen kannst, die dich mehr interessieren.

Tatsächlich könnte man bulimisches Lernen sogar als einen Indikator für Erfolgswillen und die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen, ansehen. Schließlich erfordert es, dass du in einem festen Rahmen auf ein konkretes Ziel hinarbeitest, obwohl du die Materie bzw. die eigentliche Handlung nicht besonders genießt.

Das wiederum spricht für eine gute Konzentrationsfähigkeit. Mit einer guten Konzentrationsfähigkeit fällt es beispielsweise leichter in den sogenannten Flow Zustand zu kommen, der für mentale und körperliche Höchstleistungen wichtig ist.

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3. Argumente gegen das Bulimielernen

Bulimielernen hat insbesondere in den Lern-, Kognitions- und Bildungswissenschaften einen schlechten Ruf. Da das Gelernte nicht bis ins Langzeitgedächtnis vordringt, ist und bleibt diese Methode eine sehr oberflächliche Form des Lernens.

Im akademischen Raum ist Bulimie-Lernen daher unter anderem auch verpönt, weil es durchaus gefährlich ist, sich von Prüfung zu Prüfung zu hangeln.

Wenn du Fakten aufsaugst, wie ein Schwamm, aber die Zusammenhänge gar nicht verstehst, stellt sich natürlich die Frage, ob du überhaupt die notwendigen Kompetenzen erworben hast [1].

In diesem Sinne ist Bulimielernen keine Form des Lernens, die auf Wissenserwerb abzielt - ganz im Gegenteil sogar. Das stumpfe Auswendiglernen von Fakten führt weder zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema noch zu einer Vertiefung deiner Kompetenzen oder deines Fachwissens.

Obwohl vieles, was wir an deutschen Schulen und Unis heute so lernen, im späteren Berufsleben wenig relevant ist, gibt es viele Informationen und Methoden, die du anwenden oder auch hinterfragen können solltest.

Wenn du deine Fähigkeiten oder dein Wissen in einem Bereich langfristig erhalten und ausbauen willst, ist bulimisches Lernen kaum für dich geeignet.

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4. Wie du gelerntes besser behältst

Beim Lernen sind Regelmäßigkeit und Wiederholungen das A und O. Wenn du etwas einmal, zweimal oder dreimal durchgehst, bleibt es oft einfach nicht hängen.

Stattdessen solltest du dir jeden Tag ein festes Zeitfenster zum Lernen einplanen und dann alle Informationen durchgehen und ggf. neu abfragen.

Vielen Schülern und Studenten hilft es auch, einen Lernplan zu erstellen. Darin kannst du ganz genau festlegen, was du wann und wie lange lernen möchtest.

Es empfiehlt sich dabei übrigens, übergreifende Themenbereiche zu bilden, die du nacheinander abarbeitest. Innerhalb dieser Themenbereiche lernst du aber immer nur kleinere Teilaspekte, sodass du dich nicht überforderst. So kannst du dir effizient Detailwissen aneignen und dir gleichzeitig Stück für Stück die Zusammenhänge erschließen [2].

Darüber hinaus hat erfolgreiches Lernen auch eine nicht zu vernachlässigende emotionale Komponente: Wenn du Spaß beim Lernen hast, dich wohl fühlst und vielleicht sogar etwas Interessantes am Gelernten finden kannst, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du es dir auch langfristig merkst [3].

Deshalb ist es sinnvoll, ein gutes Setup für deine Lern-Sessions zu schaffen. Suche dir Gleichgesinnte in einer Lerngruppe, gönne dir während und nach dem Lernen eine Belohnung oder halte bei jedem Fakt etwas fest, was dich besonders interessiert hat. Positive Gefühle sorgen für gute Erinnerungen - auch und vor allem beim Lernen.

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5. Fazit

Bulimielernen ist nicht unbedingt die nachhaltigste Art des Lernens. Es handelt sich um eine recht oberflächliche und kurzfristige Form der Informationsaufnahme, die keinesfalls zum Kompetenzerwerb oder gar zur Vertiefung bestehender Kenntnisse geeignet ist.

Musst du jedoch für eine Prüfung reine Fakten auswendig lernen, die du sonst einfach googeln würdest, kann Bulimielernen durchaus eine effiziente Lernmethode sein.

Der Wissensnachweis für die Prüfung ist erbracht und du kannst das Wissen danach problemlos via Internet, Lehrbuch und Co. wieder auffrischen.

Grundsätzlich gilt jedoch immer: Verstehen ist besser als Auswendiglernen. Wenn du das Gelernte also behalten und anwenden willst, solltest du auf gute Gliederung und Planung, regelmäßige Wiederholungen und eine angenehme emotionale Atmosphäre setzen.

6. Quellen

[1] Zorek, J. A.; Sprague, J. E.; Popovich, N. G. (2010), Bulimic Learning, Pharmaceutical Education, Volume 74, Issue 8, p. 157, https://www.ajpe.org/content/74/8/157.
[2] Fowler, A.; Whitehurst, K.; [...]; Gundogan, B. (2017), How to Study Effectively, International Journal of Surgery Oncology, Volume 2, Issue 6, p. 31, published online: https://journals.lww.com/ijsoncology/Fulltext/2017/07000/How_to_study_effectively.10.aspx.
[3] Tyng, C. M.; Amin, H. U.; [...]; Malik, A. S. (2017), The Influences of Emotion on Learning and Memory, Frontiers in Psychology, Volume 8, p. 1454, published online: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2017.01454/full.